Dauerausstellungen im Überblick

Archäologische Abteilung im Heimatmuseum: Aus der Erde ins Museum

Seit April 2013 ist die neue Archäologische Abteilung im Heimatmuseum zu sehen. Die inhaltliche Bandbreite dieser Abteilung, die Teil der Dauerausstellung des Museums ist, erfasst den Zeitraum frühester Funde aus der Steinzeit bis hin zum Mittelalter und in die Neuzeit hinein - vom in den 1930er Jahren bei Edesheim in einer Kiesgrube gefundenen Mammutzahn über die Edesheimer Kulttrommel, römische Münzen bis zu Kachelfragmenten des 16. Jahrhunderts.

In der Ausstellung sind auch Exponate zu sehen, die sich lange Zeit im Landesmuseum Hannover oder dem Städtischen Museum Göttingen befunden hatten. Northeim hatte im vergangenen Jahrhundert wertvolle Funde an größere Häuser abgeben müssen.  Diese kehrten nun als Dauerleihgabe zurück … und nun ist auch die Edesheimer Trommel im Original zu bewundern.

 

St. Spiritus

Das Fachwerkhaus St. Spiritus, das 1478 erstmals urkundlich erwähnt wurde, hatte über Jahrhunderte hinweg die Funktion eines Hospitals, in dem ehrbare Northeimer im Alter Unterkunft finden konnten.

Heute befindet sich in dem bauhistorisch bedeutenden Gebäude das Heimatmuseum. Schwerpunkte der Dauerausstellung sind u.a. die Grafen von Northeim und das Kloster St. Blasien, die Rats- und Verfassungsgeschichte der Stadt sowie das Handwerk und die Gilden. Münzen, Maße und Gewichte geben Einblicke in das Geld- und Messwesen. Zahlreiche Stadtansichten mit einigen seltenen Grafiken zeigen das Stadtbild im Wandel der Zeit.

Eine große Abteilung zur Eisenbahngeschichte stellt die Bedeutung Northeims als Verkehrsknotenpunkt dar, die die Stadt nach der Anbindung an das Eisenbahnnetz im Jahre 1854 erlangte. Die Ausstellungsabteilung "Colonialwarenladen" ist erlebte Wirtschaftsgeschichte. In einer weiteren Abteilung wird die politische und gesellschaftliche Entwicklung Northeims von 1848 bis 1948 erläutert.

Eine besondere Attraktion ist die Präsentation des Münzfundes von Northeim-Höckelheim: Ein Schatz von über 17.000 mittelalterlichen Silbermünzen und damit der größte erhaltene Münzfund Norddeutschlands, der 1991 geborgen wurde. Er ist seit Mai 2004 im eigens für ihn hergerichteten Gewölbekeller des Heimatmuseums zu sehen.

Die Grafen von Northeim und das Kloster St. Blasien

Eine Siedlung aus vorchristlicher Zeit, ein fränkischer Herrenhof an der Kreuzung zweier Handelswege und ein Benediktinerkloster sind die Keimzellen der Stadt Northeim. Der Beginn der Entwicklung Northeims auf dem Weg zur Stadt wird in der Abteilung zu den Grafen von Northeim und dem Kloster St. Blasien dargestellt, denn von entscheidender Bedeutung hierfür war der Wunsch des Grafen Otto von Northeim nach der Errichtung eines Klosters auf dem Stammsitz der Familie. Die Grafen von Northeim gehörten vom 10. Jahrhundert an zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern im damaligen Herzogtum Sachsen. Nach dem Tod Ottos im Jahre 1083 verwirklichten dessen Söhne seinen Wunsch, und es entstand auf dem Gelände des Grafenhofes ein Chorherrenstift, das wenige Jahre später, etwa um 1115, in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde. Dass sich im Schutz des Klosters Kaufleute ansiedelten, um Handel zu treiben, trieb den Entwicklungsprozess Northeims zur Stadt dynamisch voran.

Handwerk und Gilden

Wesentlichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt hatten die acht Gilden, die es in Northeim seit dem Mittelalter gab. Sie wurden zwischen 1384 und 1387 durch den Landesherrn bestätigt und privilegiert. Unter ihnen galt die Gilde der Kaufleute als die vornehmste. Es folgten die Gilden der Schuster und der Bäcker; diese drei wurden wegen ihrer Mitgliederzahl als die "Großen Gilden" bezeichnet. Darüber hinaus gab es die Gilden der Knochenhauer, Schmiede, Schneider, Leineweber und Wollenweber, die wegen ihrer geringeren Mitgliederzahl als die "Kleinen Gilden" bezeichnet wurden. Die Handwerkerorganisationen bestimmten das Leben ihrer Mitglieder in umfassendem Maße.

Sie regelten die Ausbildung, das Angebot an Produkten und die Grenzen der Handwerkszweige, sie kontrollierten die Qualität und den Absatz der Ware und regelten die Rechte und Pflichten der Handwerker. Zahlreiche Handwerkskundschaften sowie Willkomm-Pokale, die in den Zusammenkünften der Gildemeister eine bedeutende Rolle spielten, veranschaulichen die wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Aufgaben der Gilden.

Rat und Bürgerschaft

Die Selbstverwaltung der Bürgerschaft durch den Rat, der Bau der Stadtmauer und die Geschichte der Northeimer Rathäuser sind Themen, die in der Abteilung "Rat und Bürgerschaft" aufgegriffen werden.

Schon um 1208 wurden die Bewohner Northeims als "Bürger" bezeichnet; in einer Bündnisurkunde mit der Stadt Münden aus dem Jahre 1246 wurden bereits "Rat und Bürgerschaft" Northeims erwähnt.

Aber erst am 26. März 1252, dem Tag, der heute als Stadtgeburtstag gefeiert wird, erhielt Northeim das Stadtrecht und das Privileg zum Bau der Stadtmauer. 1265 wurde das Göttinger Stadtrecht übernommen.

Maße und Gewichte

Das Marktrecht hatte die Stadt 1336 von der Landesherrschaft erworben; demnach durfte die Stadt vier Jahr- und Wochenmärkte abhalten.

Marktort war zunächst die Breite Straße; erst später zogen die Händler auf den neuen Markt, auf dem auch heute der Wochenmarkt stattfindet, um. Um angesichts der Vielfalt von Maßen und Gewichten zu verhindern, dass die Kundschaft übervorteilt wurde, mussten die Waren auf die Ratswaage gelegt werden, die sich im Rathaus an der Breiten Straße befand.

Eine noch heute überlieferte Ratswaage, deren genaues Alter sich allerdings nicht mehr mit Gewissheit ermitteln lässt, ist eines der beeindruckendsten Exponate der Abteilung "Maße und Gewichte".

Als besondere Rarität ist darüber hinaus eine Reihe von Mustergewichten aus der Zeit des Königreichs Hannover hervorzuheben.

Der Northeimer Bahnhof

Der wirtschaftlichen Bedeutung der Anbindung der Stadt an das Streckennetz widmet sich die große Abteilung zur Geschichte der Eisenbahn in Northeim.

Im Jahre 1854 erhielt die Stadt einen Eisenbahnanschluss. Northeim war nun mit Kassel und Hannover verbunden. Das erste Bahnhofsgebäude, das heute als Modell im Museum zu sehen ist, war entsprechend der geringen Anzahl der dort Beschäftigten und des noch bescheidenen Verkehrsaufkommens nur ein kleiner Fachwerkbau.

Es folgte in den nächsten Jahren der Ausbau des Streckennetzes; von 1878 an war Northeim Verkehrskontenpunkt, da Strecken von hier aus in alle Richtungen führten. In Folge des erheblich gestiegenen Verkehrsaufkommens war das ursprüngliche Bahnhofsgebäude nun zu klein geworden, und es wurde 1883 ein neues, repräsentatives Bahnhofsgebäude feierlich eingeweiht. Auch dieses Gebäude ist, ebenso wie das Streckennetz, in der Eisenbahnabteilung des Heimatmuseums zu sehen. Über den Ausbau des Streckennetzes kamen verschiedene Nebenbetriebe wie das Bahnbetriebswerk mit einem Lokschuppen sowie eine Schwellentränke hinzu, und die Eisenbahn wurde zum wichtigsten Arbeitgeber der Stadt.

Northeim 1848 bis 1948

Die gesellschaftliche und politische Entwicklung der Stadt von 1848 bis 1948 werden in einer weiteren Abteilung informativ dargestellt. Ein Schwerpunkt hierbei sind die Ereignisse der Revolution von 1848 unter der Führung des Northeimer Schuhmachermeisters Riehl.

Aber auch die Entwicklung der städtischen Infrastruktur mit der Errichtung des Gas- und des Wasserwerks, der Anbindung der Stadt an das Stromnetz und die gesellschaftlichen Veränderungen in der Zeit um die Jahrhundertwende werden illustriert. Auch die Machtergreifung des Nationalsozialismus und der politische Neuanfang in Zeiten materieller Not nach dem 2. Weltkrieg werden mit zahlreichen aus dieser Zeit überlieferten Gegenständen veranschaulicht.

Die vielfältigen Themen dieser Abteilung sind in dem Begleitband "Northeim 1848-1948 Der lange Weg zu Freiheit und Demokratie" von Ekkehard Just vertieft.