Ein neuer Baum für den historischen Entenmarkt

Ein neuer Baum wurde am historischen Entenmarkt gepflanzt. Der alte Baum, eine rund 6 Meter hohe Mehlbeere, war am Sonntag, 29. April, zur Seite gekippt. Ursache war vermutlich ein Sturm– oder Wurzelschaden.

Kirche und Stadt bei einer Pflanzaktion: Superintendentin Stephanie von Lingen, der erste stellvertretender Bürgermeister Wolfgang Haendel sowie Henning Müller von den Technischen Diensten der Stadt im Einsatz. Foto: Pressedienst Leine-Solling

Der städtische Notdienst hatte daraufhin unter polizeilicher Absperrung den Baum noch am Sonntag gefällt und entsorgt.

Nachgepflanzt wurde nun eine Säulenhainbuche, wie sie auch in der Fußgängerzone steht. Der Kirchenkreis finanzierte die Anschaffung des Baums. Die Entfernung der Wurzel sowie die Pflanzung übernahm die Stadt. Im Zuge der Neupflanzung hatte die Stadt auch die Bänke neu gestrichen.

Der historische Entenmarkt wird von Altstadtbewohnern wie auch von Gästen gerne besucht. Zwei denkmalgeschützte Gebäude stehen dort: Das „Predigerhaus“ und „Rumannsche Haus“. Viele Stadtführungen führen an diesen alten Markt. Dort steht auch der Gedenkstein für die jüdischen Bürger, der auch von Schulklassen besucht wird. Zweimal im Jahr versammeln sich dort Stadtrat, Bürger und Kirchengemeinden.  Am 9. November erinnern sie am Entenmarkt an die Pogromnacht sowie am 27. Januar, dem Auschwitztag, an die Opfer des Nationalsozialismus.  

Das Fachwerkhaus am Entenmarkt wurde 1779 erbaut und 2015 grundsaniert. Zuletzt war es im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde St. Sixti, von der es als Pfarrhaus genutzt wurde. Nun dient es als Sitz der Superintendentur des Kirchenkreises Leine-Solling.

Zur Information:

Entenmarkt 2 Das "schiefe Haus" am Entenmarkt

Das sogenannte "Predigerhaus" wurde im Jahre 1779 erbaut. Vor dem zweigeschossigen Haus befindet sich eine Freitreppe. Das Dach ist ein Krüppelwalmdach. Das Fachwerkhaus am Entenmarkt wurde 1779 als Nachfolgerhaus des Predigerhauses der Kalandsbruderschaft erbaut. Zuletzt war es im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde St. Sixti Northeim, von der es als Pfarrhaus genutzt wurde. Nun dient es als Sitz der Superintendentur des Kirchenkreises Leine-Solling. 

Das Haus aus dem Jahr 1779 stand auf verfaulten Schwellen, die Wände des alten Fachwerkhauses hatten sich schon um 10 cm nach außen geneigt und die Gefache waren so lose, dass man sie mit bloßen Händen bewegen konnte. Fünf Monate wurde dieses Haus im Jahr 2015 restauriert. Die Fenster und Außentüren wurden erneuert und nach historischen Belegen aufwändig gestaltet. Viele Fenster gehen - wie heute üblich nach innen auf, nur nicht an der Straßenseite im Untergeschoss. Hier gehen Fenster nach außen auf wie zu Luthers Zeiten. So konnte der Wind die Fenster nicht nach innen drücken, sondern schloss die Fenster. 

Das Schmuckstück in der Altstadt wurde im vergangenen Jahr nachhaltig restauriert. Alle Schwellen wurden erneuert, die Wände gedämmt, das Haus wurde untermauert und die Fassade mit neuen Fenstern versehen. Wer heute das Haus von außen sieht, wirft einen Blick in die Vergangenheit: Das älteste Foto aus dem Jahr 1920 zeigt diesen Anstrich. 400.000 Euro hat der Kirchenkreis Leine-Solling in den Erhalt des historischen Fachwerkhauses am Entenmarkt investiert. 

Darin befindet sich im Erdgeschoss die Superintendentur für den Kirchenkreis Leine-Solling, der von Katlenburg bis Bodenfelde reicht und die drei Mittelzentren Einbeck, Uslar und Northeim zuständig ist. Im Haus finden sich zwei Büros, ein Konferenzraum sowie im 1. Stock die Dienstwohnung der Superintendentur. Für eine behagliche Note sorgen die freistehenden Balken des alten Ständerwerks in mehreren Räumen. Viele Balken sind noch älter als das Haus und stammen vermutlich noch von dem Vorgängerhaus, dem  sogenannten "Kalandshaus". Dort trafen sich im Mittelalter Geistliche und Laien aus Northeim und den umliegenden Ortschaften und zwar jeweils am 1. Tag eines Kalendermonats (daher "Kalandsbrüder"). 

Die heutigen Bewohner Stephanie und Jan von Lingen sowie die Ephoralsekretärin Kerstin Neddenriep: "Wir wohnen mit viel(en) Geschichte(n), schiefen Fußböden und knarrenden Dielen. Das frühere Pfarrhaus ist nicht nur von außen eine Augenweide, es lebt und arbeitet sich auch gut in seinen Mauern.“ 

Entenmarkt 3 

Das Haus wird auch „Rumannsches Haus“ genannt und wurde von 1768 bis 1770 von dem Oberamtmann Johann Levin Christoph Rumann erbaut. Davor stand hier ein Brauhaus. Von 1842 bis 1847 befand sich in dem Haus das Rathaus. Es ist ein zweigeschossiges, traufständiges Haus. Das Satteldach ist zweigeteilt. Vor dem Haus befindet sich eine Freitreppe. Ein alter Ratssaal mit Fensterbildern aus dem 19 Jahrhundert ist noch im erhalten 

Gedenkstein für die jüdischen Bürger am Entenmarkt

Ein Gedenkstein für die ehemaligen jüdischen Bürger Northeims wurde 1993 vor dem alten Rathaus am Entenmarkt errichtet. Zweimal im Jahr versammeln sich Stadtrat, Bürger und Kirchengemeinden am Gedenkstein.  Am 9. November zum Gedenken an die Pogromnacht, Entenmarkt (ausgerichtet durch den Ökumenischen Arbeitskreis Northeim) sowie am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (Stadt Northeim) 

DAS VORGÄNGERHAUS „KALANDSHAUS“ 

Die Superintendentur ist das Nachfolgehaus des sogenannten Kalandshauses aus der Reformationszeit. In dem Haus trafen sich Weltgeistliche. Die "Kalandsbruderschaft" war eine Verbindung von Weltgeistlichen der umliegenden Dörfer, die gegen Geld Messen abhielten. So erwarben sie sich ihr Vermögen. Im Kalandshaus kamen sie zu regelmäßigen Feiern zusammen. Sie waren eine gemeinnützige Vereinigung von Priestern und Laien und versammelten sich jeweils am 1. Tag eines Kalendermonats. Daher stammt vermut¬lich der Name "Kalandsbrüder". An diesem Tag berieten sie, was für die Armen in ihrer Stadt getan werden könne. Im späten Mittelalter führte der wachsende Wohlstand dazu, dass die Zusammenkünfte eher zu Gelagen wurden. Darum wurden die Kalandsbruderschaften in protestantischen Ländern aufgelöst.)