Aktuelle Situation des Northeimer Stadtwaldes

Seit 2018 haben mehrere Katastrophen den Northeimer Stadtwald und die Forstbetriebsgemeinschaft Hagenberg in Mitleidenschaft gezogen. Diese Kalamitäten können auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Aus der Veränderung des Klimas und des Wetters resultieren mehrere bedrohliche Veränderungen für den Wald: Stürme und Dürreperioden nehmen zu, neue Schadorganismen werden bei uns heimisch.

Obwohl das Jahr 2021 regenreicher war, konnten sich die Waldbestände nicht regenerieren. Die Bäume haben ein „Langzeitgedächtnis“. So werden die Nachwirkungen der Dürre-Ereignisse noch jahrelang spür- und sichtbarbar sein.
 
Zur Kompensation der Schäden setzt das Stadtforstamt Moringen auf verschiedene Ansätze:

Die Dürreschäden im Wieter sollen durch Naturverjüngung ausgeglichen werden. Die veränderte Lichtsituation lässt schon jetzt Keimlinge aufkommen, wobei der Buchenanteil sehr stark abnimmt. Es keimen vor allem Ahorn und Esche, die sehr gut auf trockene, nährstoffreiche Standorte passen. Auf den großen, ehemals mit Fichte bestockten Freiflächen wird klassisch aufgeforstet. Die Baumartenwahl erfolgt standortabhängig. Für trockenere, nährstoffärmere Standorte eignet sich besonders Traubeneiche und Hainbuche. Auf gut mit Wasser und Nährstoffen versorgen Böden setzt das Forstamt auf Baumarten wie Bergahorn, Kirsche und Linde. In der Pflanzsaison 2020 / 2021 wurden im Stadtwald Northeim 72.000 Traubeneiche, 7.200 Hainbuchen, 3.135 Kirschen, 1.425 Ahorne, 570 Linden, 300 Edelkastanien, 270 Lärchen und 29 Elsbeeren gepflanzt. Insgesamt fast 85.000 Setzlinge. Bereichert werden die Aufforstungen durch Naturverjüngung. So kommen Birken, Ebereschen, aber auch Fichten dazu. Zur Wiederbegründung klimastabiler Wälder würden sich eine ganze Reihe weiterer Baumarten eignen. Dagegen stehen allerdings Fördermittelrichtlinien, die die Baumartenauswahl  sehr begrenzen. Aufgrund der hohen Kosten, die Aufforstungen verursachen, kann auf Fördermittel nicht verzichtet werden. Die Bewirtschaftung der verbliebenen Waldflächen schafft ebenfalls stabile Mischbestände. Die Holzernte wird so vorgenommen, dass durch Lichtsteuerung stabile, struktur- und artenreiche Mischbestände entstehen.
 
Hintergrundinfo:
 
Das erste Großschadereignis kam am 18.01.2018 mit Sturm „Friederike“, bei dem vor allem Fichtenreinbestände geschädigt bzw. vollständig zerstört wurden. Seit 2018 mussten im Stadtwald Northeim und der FBG Hagenberg ca. 56.000 Festmeter (fm) Sturmholz duch das Stadtforstamt Moringen, welches den Stadtwald Northeim und die FBG Hagenberg betreut, aufgearbeitet werden. Da diese Katastrophe deutschlandweit ca. 18 Mio. fm Schadholz verursachte, kam es zu einem Zusammenbrechen des Holzmarktes. Zudem war forstliche Großtechnik, die zur Beseitigung der Sturmschäden benötigt wird, kaum zu bekommen. Die dadurch im Wald verbliebenen Holzmassen waren ideale Brutstätten für Borkenkäfer wie Buchdrucker. Es kam zu einer Massenvermehrung, die durch Trockenheit und Hitze in den Jahren 2018 bis 2020 noch begünstigt wurde. Zudem führte Hitze und Dürre zu einer generellen Schwächung der Bäume. So konnten z.B. Fichten durch Wassermangel kaum Harz produzieren, welches bis zu einem gewissen Punkt als natürliches „Käfer-Abwehrmittel“ Schäden hätte verhindern können. So mussten seit 2018 knapp 20.000 fm Käferholz im Waldgebiet der Stadt Northeim und der FBG Hagenberg geerntet werden.
Hitze und Dürre setzten aber nicht nur Nadelholzbeständen zu, sondern auch Laubwäldern. Gerade im Northeimer Wieter, wo Grundgestein sehr hoch ansteht und der Boden sehr wenig Wasser speichern kann, zeigen Laubbäume bis heute massive Schäden in Form von Kronenverlichtung und Sonnenbrand. Vor allem Buchen sind betroffen. Die Schäden gehen so weit, dass in Teilen des Wieters 70 % der Buchen vollständig abgestorben sind! Seit 2018 hat das Stadtforstamt Moringen ca. 3.500 fm Dürre-Schadholz, vor allem im Rahmen von Verkehrssicherungsmaßnahmen, beseitigt. Trotzdem ist die Gefahrenlage im Wald durch abbrechende Äste und Bäume sehr hoch! Darüber hinaus führen die Schäden durch Dürre zu einem „Teufelskreis“: Je mehr Bäume durch Wassermangel und Hitze absterben, desto lichter wird der verbleibende Wald. Dadurch kann Sonneneinstrahlung noch stärker einwirken und die nächsten Bäume sterben ab. Dabei ist es unerheblich, ob die Verlichtung durch das Fällen oder das natürliche Absterben der Bäume entsteht