Klima & Wald (Klimaschutztipp 11/2021)

Wir alle wissen: Bäume sind gut für die Umwelt, das Klima und die Gesundheit. Wälder speichern CO2, das so nicht die Klimakrise mit der einhergehenden Erdüberhitzung weiter vorantreiben kann. Gleichzeitig sehen wir aber in den Wäldern in Northeim schon die Auswirkungen des Klimawandels:

Bild 1: flachgründiger Boden durch hochanstehendes Gestein im Wieterwald, Erosionen führen zu Entwurzelung

Bild 2: ehemalige Nadelwaldfläche, durch Sturm zerstört

Bild 3: Buche mit Sonnenbrand

Bild 4: durch Sturm zerstörte ehemalige Nadelwaldfläche, im Hintergrund vom Borkenkäfer befallene, absterbende Fichten (erkennbar durch braune Nadeln)

Bild 5: durch Sturm zerstörte ehemalige Nadelwaldfläche, die mit zukunftsorientierten Baumarten aufgeforstet wurde und durch Naturverjüngung ergänzt wird

Bild 6: Northeimer Wald lädt zum Erholen und Entdecken ein

Trockenheit

Neben einer höheren Temperatur, an welche sich die Bäume anpassen müssen, haben diese insbesondere mit Trockenheit zu kämpfen. Seit 2018 gab es Dürrejahre, sodass ein unzureichendes Wasserangebot im Boden gegeben ist. Die Bäume werden ungenügend mit Wasser versorgt, was sich insbesondere bei den flachgründigen Böden im Wieter zeigt. Regnet es dann in kurzer Zeit sehr viel, kann der trockene Boden, dieses Wasser nicht aufnehmen, stattdessen wird zum Teil der Oberboden weggespült. Die Klimakrise wirkt sich insofern in Deutschland aus, dass es einerseits Starkregenereignisse mit Überflutungen geben wird und andererseits Niederschlagsdefizite mit Trockenperioden auftreten. Das heißt, Extrema werden wahrscheinlich, obwohl unser Wald an gleichmäßige, regelmäßige Niederschläge angepasst ist.

Sturm

Auch Extremereignisse wie starke Stürme werden wahrscheinlich häufiger und stärker auftreten. Stürme, wie der Sturm Kyrill im Januar 2007 und der Sturm Frederike im Januar 2018, haben in den Northeimer Wäldern insbesondere reine Nadelbaumbestände geradezu umgefegt. Die Bäume wurden entwurzelt oder umgeknickt und sind demnach abgestorben.

Stürme oder sonstige Kahlschläge haben auch Auswirkungen auf die stehenbleibenden Bäume: Insbesondere die heimische Buche ist anfällig. Häufig hat die Buche im Wald einen kahlen Stamm und nur an der Krone ein dichtes Blätterkleid. Viele nebeneinanderstehende Bäume schützen sich gegenseitig vor der Sonne. Fehlen aber die benachbarten Bäume, kann mehr Sonnenlicht auf den Stamm fallen. Passiert das, bekommt die Buche, wie der Mensch, Sonnenbrand. Die entsprechenden Stellen können keine neue Rinde bilden und keine Nährstoffe mehr transportieren, stattdessen wird sie anfälliger für Schädlinge und stirbt langsam ab.

Schädlinge

Auch Trockenheit führt dazu, dass bestimmte Baumarten anfälliger für Schädlinge werden. Vom Borkenkäfer, der die Fichtenbestände befällt, haben Sie sicherlich schon alle gehört. Normal reagiert der Baum mit Harz auf einen solchen Eindringling und tötet ihn dadurch. Ist der Baum allerdings durch Trockenheit geschwächt, und dringen dann noch viele Borkenkäfer auf einmal ein, kann nicht genügend Harz zur Abwehr produziert werden, sondern der Baum stirbt ab.

Es wird deutlich, dass die Klimakrise schon in Northeim spürbar ist und insbesondere im Wald ihre Auswirkungen zeigt. Die Klimakrise ist kein weit entferntes Problem, sondern hier vor Ort real! Um die Auswirkungen abzuschwächen und den Wald langfristig an den Klimawandel anzupassen und ihn so als natürliche CO2-Senke zu erhalten und weiterzuentwickeln, ergreift das Stadtforstamt Moringen unter Leitung von Jonas Fürchtenicht bereits verschiedene Maßnahmen für den Stadtwald Northeim.

Diverse Baumarten

So werden auf sturmbedingt kahlen Waldflächen gemischt verschiedene zukunftsorientierte Baumarten gepflanzt, um den Wald resistenter zu machen. Denn insbesondere die in den letzten Jahrzehnten in der Fortwirtschaft angestrebten Reinbestände (eine Baumart im selben Alter mit gleicher Höhe) sind anfälliger für Schadensereignisse. Eher warme und trockene Standorte im Northeimer Wald werden demnach beispielsweise mit Eichen, Hainbuchen und Lärchen aufgeforstet; bei Standorten mit hoher Nährstoff- und Wasserversorgung wird zum Beispiel auf Kirchen, Linden und Ahorn gesetzt.

Naturverjüngung

Zusätzlich findet an allen Standorten Naturverjüngung statt. Hier wird sich die Eigendynamik des Waldes zu Nutze gemacht. Das bedeutet, dass an den Boden gefallene oder herangewehte Samen von benachbarten Bäumen austreiben und so die neue Generation Wald ohne Zutun von außen entsteht. Hierbei ist beobachtbar, dass insbesondere solche Baumarten austreiben, die als zukunftsorientiert gelten, bspw. Ahorn und Eschen.

Bewirtschaftung

Auch bei der Entnahme der Bäume und Bewirtschaftung des Stadtwalds Northeim setzt das Stadtforstamt Moringen auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise: Es wird auf Kahleinschläge verzichtet. Das heißt, es werden nur gezielt einzelne Bäume entnommen, damit ein diverser Dauerwald aus verschiedenen Baumarten in unterschiedlichem Alter entstehen kann. In den Lichtschächten entnommener Bäume kann sich der Wald durch Naturverjüngung schließlich weiterentwickeln. So soll über Jahrzehnte ein stabiler, mehrstufiger Wald in Northeim entstehen. Denn insbesondere im Wald zeigt sich die Verantwortung, die wir alle für die kommenden Generationen haben: Bäume, die heute gepflanzt werden, prägen noch den Wald Generationen nach uns.

Auch jede_r einzelne von uns kann einen Beitrag leisten, um den Wald und dadurch auch uns zu schützen:

1. Wege

Halten Sie sich an die vorgeschriebenen Wege, wenn Sie im Wald unterwegs sind. Insbesondere an Standorten, wo gerade Naturverjüngung stattfindet, können Sie schnell neue Keimlinge übersehen und ausversehen niedertreten. Das schadet der natürlichen Entwicklung des Waldes. Halten Sie sich bitte auch an weitere Regeln und Hinweisschilder. Bestimmte Bereiche dürfen nicht ohne Grund nur vom Forstamt befahren werden. Die Entwicklung des Waldes soll nicht gestört werden. Auch mit dem Mountainbike dürfen Sie nur (bestimmte) Wege befahren. Wenn diese eingehalten werden, wird die Natur nicht unnötig beansprucht.

2. Müll

Das gilt natürlich überall, wenn Sie draußen unterwegs sind: Beseitigen Sie Ihren Müll nur in vorgesehen Abfalleimern bzw. nehmen Sie Ihren Müll wieder mit.

3. Papier

Gehen Sie sparsamen mit den Ressourcen des Waldes um: Nutzen Sie Recyclingpapier (auch beispielsweise bei Toilettenpapier oder Taschentüchern) und reduzieren Sie Ihren Papierverbrauch insgesamt. Achten Sie auch darauf, dass Sie mit Holzprodukten nicht verschwenderisch umgehen.

4. Möbel

Setzen Sie auf langlebige Holzmöbel aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung (am besten mit dem FSC-Siegel). Das Holz speichert auch noch während der Nutzungsphase als Möbelstück CO2 und leistet dadurch gegenüber Möbeln aus Kunststoff einen echten Beitrag zum Klimaschutz.

5. Bewusstsein

Nehmen Sie den Wald ganz bewusst wahr. Und machen Sie ihn auch für Kinder erlebbar. – Nur dadurch lernen wir ihn auch wirklich als Lebensraum, in seiner Schutzfunktion für Wasser, Boden, Immission, Arten, Klima und Luft sowie in seiner Erholungsfunktion kennen. Und nur dadurch können wir unser aller Lebensgrundlage, die Erde, schützen.