Kleidung & Klimaschutz (Klimaschutztipp 02/2022)

Wissen Sie noch, wie viele Kleidungsstücke Sie letztes Jahr gekauft haben? Bzw. was schätzen Sie, wie viele Kleidungsstücke eine Person in Deutschland durchschnittlich im Jahr kauft?

Tatsächlich sind es laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz 60 Kleidungsstücke pro Person pro Jahr in Deutschland (https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/konsum-und-produkte/produktbereiche/mode-und-textilien#c38786)!

Auswirkungen Textilindustrie

Für den Produktionsprozess von Kleidungsstücken werden insbesondere bei der Garnherstellung, der Stoffaufbereitung und dem Färben der Textilien Treibhausgase emittiert. Dem europäischen Parlament zufolge stößt die globale Textilindustrie mehr Treibhausgase aus als die globale Luftfahrt.

Zusätzlich wird für den Anbau von bspw. Baumwolle Wasser benötigt – kritisch, wenn der Rohstoff in Gebieten, die von Wassermangel betroffen sind, angebaut wird und außerdem durch den massiven Einsatz von Pestiziden betroffen ist. Durch den Anbau von Ressourcen für die Textilbranche gehen ebenfalls Nutzflächen für den Nahrungsmittelanbau verloren. Synthetische Fasern wiederum führen zur bekannten Problematik des Mikro-Plastiks. Weiterhin belasten Chemikalien, die bspw. für das Färben der Textilien eingesetzt werden, bei unzureichenden Regulierungen die Umwelt.

Hinzu kommen die Treibhausgasemissionen, die beim Transport der Ware aus den Anbauländern in die Produktionsländer und schließlich in das Konsumland ausgestoßen werden. Schließlich muss das Kleidungsstück noch zum Kunden/zur Kundin gelangen.

Außen vor sind hierbei die sozialen Bedingungen der Arbeiter_innen, bspw. der Näher_innen, die häufig intransparent und wenig fair sind.

Vor diesem Hintergrund sollten wir nur die Kleidungsstücke kaufen, die wir wirklich brauchen. Und mal ehrlich: Wie viele Teile haben Sie in Ihrem Kleiderschrank hängen, die Sie gar nicht oder nur einmal getragen haben? Bewusstes Einkaufen und eine Ausstattung lediglich mit Lieblingsteilen, die Sie gerne tragen, kann hier helfen.

Tipps und Tricks, wie Sie bewusst Ihren Kleidungskonsum steuern können und durch einen klimafreundlichen Kleiderschrank die Umwelt schonen und den Ausstoß von Treibhausgasen verringern können:

1. Der offensichtlichste Rat: Tragen Sie Ihre Kleidung so lange wie möglich. Damit das gelingt, am besten beim Kauf auf qualitativ hochwertige und langlebige Produkte setzen. Insbesondere neutrale Kleidungsstücke tragen dazu bei, dass nicht viele spezifische Kleidungsstücke benötigt werden, da sie zu allem kombiniert werden können.

2. Prüfen Sie, aus welchen Materialien das gewünschte Kleidungsstück stammt. Woher stammt der Rohstoff? Wo wurde produziert? Gibt das Unternehmen transparente Infos zu den Herstellungsprozessen raus?

3. Secondhand-Geschäfte und entsprechende Online-Plattformen bieten die Möglichkeit, den Nutzungsprozess von Kleidungsstücken zu verlängern und tragen dadurch dazu bei, dass weniger neue Kleidungsstücke hergestellt werden müssen.

4. Zusätzlich zum Kauf von Secondhand-Kleidung gibt es auch immer mehr Möglichkeiten, Kleidung zu Tauschen (bspw. Tausch-Partys) oder Kleidung zu Mieten. Insbesondere bei Kinderkleidung bieten sich diese Formate natürlich an, wenn die Kleidung nur entsprechend kurz genutzt werden kann.

5. Vielleicht sind Sie dieses Jahr endlich wieder auf eine Hochzeit oder ein anderes festliches Ereignis eingeladen (das hoffentlich auch stattfinden kann!). Als Hochzeitsgast lassen sich Kleider optimal ausleihen, da sie so selten getragen werden. Zusätzlich sparen Sie noch bei einem geliehenen Kleid gegenüber einem gekauften Kleid, das nur einmal getragen wird.

6. Kaufen Sie bewusst ein. Die Frage „Brauche ich das wirklich?“ gerät in Bekleidungsgeschäften leicht in den Hintergrund. Das Hinterfragen, ob wirklich noch ein weiteres Paar Schuhe notwendig ist, kann hier helfen. Bzw. legen Sie schon vor dem Einkaufen fest, was Sie besorgen wollen und was nicht. Bspw. „heute kaufe ich nur eine neue Hose, aber einen neuen Pullover brauche ich nicht.“ So können Sie überflüssige Kleidungsstücke und deren Umweltauswirkungen verhindern.

Retouren

Was ist der klimafreundlichste Weg, um ein nachhaltiges Kleidungsstück in der Hand zu halten? Online Bestellung oder doch der Gang in den Einzelhandel? Hier ist die Antwort leider mal wieder: Es kommt drauf an!

Fahren Sie mit dem Auto zum Einzelhandel, sind die Treibhausgasemissionen in der Regel höher, als wenn Sie sich das Produkt liefern lassen. Die Auslastung des Lieferfahrzeugs ist nämlich besser, wodurch die Emissionen verteilt werden. Noch klimafreundlicher sind Sie allerdings, wenn Sie mit dem Rad oder zu Fuß zum Einzelhandel gelangen, dabei entstehen keine Emissionen. Eine Rolle spielt allerdings auch, woher und wie oft der Einzelhandel beliefert wird. Bei der Online Bestellung wiederum verursachen die Herstellung des Verpackungsmaterials und Retouren zusätzliche Emissionen. Ausführlichere Informationen finden Sie z. B. in der Publikation „Ökologisierung des Onlinehandels“ des Umweltbundesamts unter https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/die-oekologisierung-des-onlinehandels

Die „Sneakerjagd“, ein Experiment bei dem u. a. bestellte Neuware retourniert wurde, zeigt, dass Neuware vernichtet wird, obwohl das verboten ist (https://sneakerjagd.letsflip.de/sneaker-liste). Deswegen sollten sie darauf achten, dass Sie möglichst so online Kleidungsstücke bestellen, dass sie nicht zurückgegeben werden müssen. Das Bestellen von einer Hose in zwei Größen zum Anprobieren also am besten vermeiden.

Altkleider

Außerdem wurden bei der „Sneakerjagd“ getragene Schuhe mit GPS-Sendern ausgestattet in verschiedene Altkleidersammlungen gegeben, um die Wege zu verfolgen. So wurde ferner deutlich, dass Altkleider nicht immer, wie gehofft, einer zweiten Nutzung zugeführt bzw. an Bedürftige gegeben werden. Wenn Sie also Kleidung, die sie nicht mehr tragen, weggeben möchten, sind hier noch einige Hinweise, wie Sie vorgehen können.

Die meisten Altkleider, die in Container von Unternehmen oder sozialen Organisationen gespendet werden, landen nicht kostenfrei bei Bedürftigen. Vielmehr wird gut erhaltene, gespendete Kleidung in Westeuropa verkauft. Weniger gut erhaltene Kleidung wird im Ausland, bspw. Osteuropa oder Afrika verkauft. Kritik gibt es hier, weil die günstigen Kleiderspenden aus den Industrieländern dazu führen, dass bspw. Kleidungsstücke der lokalen Textilindustrie in Afrika nicht mehr konkurrenzfähig sind. Der Preisdruck wird in Zusammenhang mit dem Verlust von Arbeitsplätzen in den heimischen Textilindustrien gesehen. Demnach sind Altkleiderspenden ein komplexes und oft sehr intransparentes Konstrukt.

Das Umweltbundesamt verweist daher bzgl. Altkleidersammlungen auf das Siegel „FairWertung“. Dieses Siegel erhalten Kleidersammlungen, welche die Kleidung für soziale Zwecke einsetzen, umweltbewusst mit Textilien umgehen und eine faire und transparente Sammlung gewährleisten: www.altkleiderspenden.de oder www.fairwertung.de