22 Tulpenbaum

Liriodendron tulipifera L.

Magnoliengewächse

Nordamerika

Das Besondere an diesem Baum sind seine gelb-grünen becherförmigen Blüten.

Die Krone des Tulpenbaums setzt so weit oben an, dass man an dem kahlen Stamm oft achtlos vorübergeht. Dabei lohnt sich ein Blick zur Krone besonders Ende Mai bis Mitte Juni: zwischen den ungewöhnlich geformten Blättern schimmern zahlreiche "Tulpen". Grünlichgelbe, glänzende Blütenblätter formen eine überaus elegante Hülle um die zahlreichen Fruchtknoten und Staubblätter. Die Anordnung der Blütenteile an der langkegelig ausgezogenen Blütenachse gilt als ursprünglich, immerhin gibt es die Gattung schon seit 135 Millionen Jahren.

Doch nicht nur die Blüten, sondern auch die Blätter machen den Tulpenbaum unverwechselbar. Sie fangen an wie ein Ahornblatt mit spritzen Lappen an den Seiten, doch wo sich der mittlere, größte Lappen zuspitzen müsste, ist das Blatt wie abgeschnitten. Vom Frühjahr bis zum Herbst haben sie ein gleichmäßig frisches Grün, das sich vor dem Laubfall in ein reines Hellgelb verwandelt, ein Phänomen, das sich übrigens auch beim Ginkgo zeigt.

Tulpenbäume trotzen Luftverschmutzungen und Trockenheit, sie sind anpassungsfähig und schnellwüchsig. In Nordamerika sind sie als "yellow poplar" (gelbe Pappel) bekannt. Ihr leichtes und weiches Holz ist vor allem im Innenausbau, im Instrumentenbau und als Möbelholz sehr gefragt. In Europa spielen sie eine zunehmend größere Rolle als Zierbäume.

Interessanterweise gibt es nur noch in China einen weiteren Verwandten, Liriodendron chinense, den chinesischen Tulpenbaum. Auch für andere Pflanzengattungen wurde festgestellt, dass Vertreter an der Ostküste Nordamerikas und in China vorkommen, sonst nirgends auf der Welt. Die Erklärung liegt in der Tatsache begründet, dass beide Kontinente früher eine Einheit bildeten und "erst" vor 60 Millionen Jahren auseinanderdrifteten. Dadurch wurde die vorher zusammenhängende Flora zerschnitten.

Der Tulpenbaum nicht zu verwechseln mit der Magnolie, die oft auch als Tulpenbaum bezeichnet wird.

Tipp: Der älteste Tulpenbaum in den Northeimer Wallanlagen steht auf dem Alten Friedhof am Hauptweg. Er wurde um 1890 gepflanzt und ist als Naturdenkmal ausgewiesen.

Text und Fotos: Ingrid Müller