15 Stiel-Eiche "Prudnik-Eiche"

Quercus robur L.

Buchengewächse

Als „Baum der Freundschaft“ wurde diese Eiche am 28.03.1990 gepflanzt. Der Anlass war die Gründung der Städtepartnerschaft zwischen Northeim und Prudnik (Polen). Die polnische Delegation hatte den Baum eigens aus ihrer Heimat mitgebracht.

Das Besondere an diesem Baum ist seine historische Bedeutung als Sinnbild der Partnerschaft zwischen der Stadt Northeim und der polnischen Stadt Prudnik.

Keine einheimische Baumart ist derartig prädestiniert dafür, den Grundstein für eine langlebige Verbindung zu legen, wie die Stiel-Eiche. Kelten, Germanen, Slawen, Griechen und Römer verehrten die Eiche wie keinen anderen Baum. Der Grund dafür dürfte, abgesehen von der mächtigen Baumgestalt, darin liegen, dass sie viele Jahrhunderte lang ein Nahrungsbaum für den Menschen war. So fanden die Eicheln geröstet als Kaffeeersatz und auch zur Brotbereitung Verwendung. Die Eichenrinde galt in der Antike als nützliches Mittel gegen Blutungen und Vergiftungen. Heute benutzt man sie als Aufguss bei Entzündungen der Schleimhäute, bei fettigen Haaren und Schweißfüßen. Ihre Wirkung beruht auf dem hohen Gehalt an Gerbstoffen, die eine zusammenziehende Wirkung und einen bitteren Geschmack entfalten. Dabei sollte die Anwendung nicht länger als zwei bis drei Wochen dauern, weil die großflächige Anwendung die Gefahr einer Leberschädigung birgt.

Die Traubeneiche (Quercus petraea) und die Stieleiche (Quercus robur L.) sind die einzigen einheimischen Eichenarten, von denen es weltweit über 500 Arten gibt. Die Namen beziehen sich auf die Anordnung der Früchte, der Eicheln: bei der Traubeneiche sind die kurzgestielt, bei der Stieleiche hängen sie an längeren Stielen. Es bestehen noch weitere Unterschiede, z.B. in der Länge der Blattstiele, der Stammbildung usw. Aufgrund ihrer großen Variabilität sind die beiden Arten jedoch manchmal schwer auseinander zu halten und werden oft unter dem Sammelbegriff "Eiche" vereint.

Bei den Germanen stellte die Eiche den Baum des Gewittergottes Donar dar. Tatsächlich ist erwiesen, dass Eichen besonders oft vom Blitz getroffen werden. Den Ratschlag "Buchen sollst du suchen, vor Eichen sollst du weichen" sollte man jedoch keineswegs bei einem Gewitter befolgen, er beruht auf einem Aberglauben, weil Judas sich an einer Eiche erhängte.

Die große Verehrung der Eiche in heidnischer Zeit brachte ihm später den Ruf eines bösen, teuflischen oder wenigstens unheimlichen Baumes ein. Weit verbreitet ist die Sage, nach der die Blätter der Eiche deswegen gebuchtet sind, weil der Teufel, als er sich in seiner Hoffnung (z.B. die Seele eines Menschen zu erhalten) getäuscht sah, ergrimmt mit seinen Krallen durch die Blätter der Eiche fuhr.

Viele Wappen und Abzeichen, insbesondere von Sportvereinen, enthalten Eichenblätter, denn die Eiche gilt als Symbol der Kraft (robur, lat. = Kraft).

Während vieler Jahrhunderte schätzte man Eichen wegen ihrer Eicheln zur Schweinemast. Eichenwälder wurden angepflanzt, in die man im Herbst das Vieh trieb. Zwischen 50 und 80 Jahre alt sind die Bäume, wenn sie zum ersten Mal richtig tragen. Vollmasten mit gutem Eichelfall treten alle 7-10 Jahre auf.

Bekannt ist auch die Verwendung ihrer Rinde in der Gerberei.

Die durch Gallwespen auf den Eichenblättern hervorgerufenen Galläpfel enthalten den Vorläufer der ersten Tinte: die Gallustinte.

Wer weiß, welche Geheimnisse der "König der Wälder", wie die Eiche auch genannt wird, noch bereithält?

Text und Fotos: Ingrid Müller

Baum der Freundschaft