11 Rosskastanie

Aesculus hippocastanum L.

Rosskastaniengewächse

Südosteuropa und Westasien; Baum des Jahres 2005

Das Besondere an diesem Baum ist seine weit ausladende Krone.

Durch den Orkan „Friederike“, der am 18. Januar 2018 auch im Landkreis Northeim wütete, brach ein starker Ast ab.

Das Kuratorium „Baum des Jahres“ rückte für das Jahr 2005 einen Baum in den Blickpunkt, den wirklich jeder kennt: die Rosskastanie. Ihre stolzen Blütenkerzen, die großen Blätter und die stachligen Früchte mit den glänzend-braunen Samen bieten immer wieder einen Blickfang; hinzu kommt noch ihre Bedeutung als Heilpflanze.

Doch auch Heilpflanzen können krank werden. Seit einigen Jahren erwecken die sonst vor Kraft nur so strotzenden Rosskastanien den Eindruck, als sei Ende Juli bereits tiefster Herbst: ihre Blätter werden braun, rollen sich zusammen und fallen ab. Verantwortlich für diesen Vorgang ist die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella). Ihren wissenschaftlichen Namen hat die Motte vom Ohrid-See in Mazedonien, wo die Insektenart 1983 erstmals gesichtet wurde. Von dort breitete sie sich stetig gen Norden aus. Inzwischen ist die Art selbst in Deutschlands nördlichster Stadt, in Flensburg, gesichtet worden. Das eigentliche Herkunftsgebiet ist bisher unbekannt, eventuell stammt die Motte aus Asien.

Der Flug der Kastanienminiermotte beginnt während der Kastanienblüte. Dann legt das Weibchen bis zu 100 Eier auf der Oberseite der Kastanienblätter, wobei nur weißblühende Pflanzen heimgesucht werden; rotblühende bleiben aus unerfindlichen Gründen verschont. Die schlüpfenden Larven fressen drei bis vier Wochen lang Gänge ins Blattgewebe. Die Puppen der Sommer- und Herbstgeneration fallen mit den Blättern ab und überwintern im Falllaub, in der Bodenstreu oder in Laubhaufen.

Bei starkem Befall verbräunen und vertrocknen die Blätter, weil die Larven beim Fressen die Blattadern durchtrennen. Auf befallenen Blättern breitet sich oft der Blattbräunepilz aus. Gemeinsam können Motte und Pilz die Fotosyntheseleistung der Kastanie stark verringern.

Die Bekämpfung gestaltet sich schwierig, denn natürliche Feinde, die man verstärkt züchten könnte, hat die Motte bei uns nicht. Auch der Einsatz von Insektiziden ist wegen der Größe der Bäume und ihrer Nähe zum Menschen in Biergärten, Alleen und Parks nicht praktikabel Somit bleibt als einzige Möglichkeit nur die konsequente Entfernung und Vernichtung der abgefallenen Kastanienblätter, eine mühselige Angelegenheit.

Text und Fotos: Ingrid Müller