Northeimer Wieter – warum gerade Baumfällarbeiten durchgeführt werden

Im Northeimer Wieter (Kamm und Westflanke) sind ca. 70% der Buchen stark geschädigt bzw. abgestorben. Dürre und massive Sonneneinstrahlung in den vergangenen Jahren haben dem Wald im Allgemeinen sehr stark geschadet. Daher hat das Stadtforstamt Moringen begonnen, das Buchenkalamitätsholz zu nutzen, da das Holz zurzeit noch vermarktungsfähig ist und zudem Verkehrssicherungsaspekte berücksichtigt werden müssen.

Bei Kalamitätsholz handelt es sich um Holz, das als Ergebnis von Sturmschäden, Trockenheit und/oder Schädlingsbefall für eine weitere Nutzung verfügbar ist.

Da instabiles Buchenholz ein nicht zu kalkulierendes Risiko für Arbeitskräfte im Wald darstellt, wird der Einschlag per Harvester durchgeführt. Die Maschine bietet dem Fahrer durch eine Panzerglaskabine einen sehr hohen Schutz. Durch die Kranlänge befindet sich der Fahrer zudem nicht in unmittelbarer Nähe zum Baum. Um dem empfindlichen Waldboden nicht zu schaden, ist der Harvester mit einer Traktionsseilwinde und Moorbändern ausgestattet. Beides minimiert den Bodendruck ganz erheblich.

Die entstehenden Freiflächen im Wieter werden sich durch Naturverjüngung relativ schnell wieder schließen. Allerdings werden dabei Buchen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Vermutlich werden zukünftig trockenheitsresistentere Arten wie Bergahorn, Spitzahorn und Esche die Bestände dominieren. Schon jetzt nimmt der Buchenanteil in der Naturverjüngung mit jedem Höhenmeter ab.

Wieter-Kamm und die Westflanke betroffen

Im Stadtwald Northeim sind v.a. der Wieter-Kamm und die Westflanke des Wieters betroffen. Die geringe Wasserspeicherkapazität des Bodens im Wieter verstärkt zusätzlich die Wasserknappheit durch mangelnde Niederschläge. Das sehr hoch anstehende Grundgestein (Muschelkalk) und der sehr hohe Skelettanteil im Boden (Steine) lassen keine hohe Wasserspeicherkapazität zu.

Die Geländeausrichtung des Wieters führt dazu, dass der Baumbestand ab den Mittagsstunden bis zum Sonnenuntergang komplett sonnenexponiert ist. Die massive Sonneneinstrahlung erhöht ebenfalls den Wassermangel und führt zu Trockenschäden in den Baumkronen und zu Sonnenbrand an Stämmen. Besonders Buchen sind mit der neuen klimatischen Situation überfordert und zeigen deutliche Anzeichen für Vitalitätsschwäche (z.B. Pilzinfektionen wie „Schleimfluss“) und frühzeitigem Laubverlust (2022 mind. zwei Monate früher als gewöhnlich). Trockenheitsbedingte Kronenschäden und Sonnenbrand am Stamm lassen die Rinde auf- und abplatzen und führen so zu massiven Stabilitätsverlusten, da der Holzkörper frei liegt und Schadorganismen problemlos eindringen können. Buchen sind hier besonders betroffen, da die glatte, dünne Rinde extrem sensibel auf Sonneneinstrahlung reagiert. Der Verlust der Stabilität schreitet sehr schnell voran, sodass Buchen mit Sonnenbrand ca. 6 Monate später nicht mehr standfähig sind.