Neujahresvorsätze & Plastik (Klimaschutztipp 01/2021)

Am Jahresanfang legen viele Menschen Vorsätze für das neue Jahr fest: weniger Süßigkeiten, mehr Sport, mit dem Rauchen aufhören, … – Und verwerfen sie häufig schnell wieder. Gehören Sie auch dazu?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier

Wir lieben Routinen, die ohne Nachdenken automatisch erfolgen. Für Veränderungen müssen Routinen durchbrochen werden, weshalb anderes Verhalten oft so schwerfällt. Denn um eine neue Routine zu schaffen, muss sich das Gehirn ca. 6 Wochen an den anderen Ablauf gewöhnen. Deswegen heißt es: Dran bleiben!

Neujahrsvorsatz: Plastik sparen

Eine sinnvolle Inspiration, für die Sie Ihren inneren Schweinehund vielleicht nicht so sehr wie für öfter Joggen oder weniger Schoki naschen überwinden müssen: Plastik sparen!

Wieso ist Plastik sparen sinnvoll?

2015 wurden weltweit 322 Millionen Tonnen Kunststoff energieintensiv aus der endlichen Ressource Erdöl hergestellt. In den Haushalten Deutschlands sind 2016 über 3 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle aus Kunststoff angefallen – mehr als 35 kg pro Kopf. Damit liegt Deutschland über dem Durchschnitt der Europäischen Union (https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20181212STO21610/plastikmull-und-recycling-in-der-eu-zahlen-und-fakten). Auch das Recycling, das hoffentlich auf die korrekte Entsorgung folgt, nimmt Energie in Anspruch, bevor das aufbereitete Material im besten Fall als neue Produkte wiederverwendet wird. Viele Plastikteile werden allerdings nur einmalig genutzt und nicht recycelt, obwohl sie eine immens lange Lebensdauer haben.

Deswegen wird folgender Umgang mit Plastik (und Müll generell) geraten:

  1. Plastik vermeiden,
  2. da wo es notwendig ist (z. B. Verpackung), durch andere (natürliche) Stoffe ersetzen,
  3. so lange wie möglich nutzen,
  4. ordnungsgemäß dem Recycling zuführen.

Plastik im Meer – auch durch Northeimer Müll?

Plastik kann in der Regel recycelt werden, wofür es richtig entsorgt werden muss. Plastik im Restmüll wird nicht recycelt, sondern häufig verbrannt, was die Umwelt zusätzlich mit Schadstoffen und Treibhausgasen belastet. Illegal entsorgter Plastikmüll gelangt durch Regen und Wind in Flüsse und wird so in Meere und Ozeane transportiert. – Also landet auch das Schokoriegelpapier, die Kippe oder der To Go-Becher, die in Northeim achtlos in der Natur „entsorgt“ werden, irgendwann im Meer. Derzeit befinden sich 100 bis 142 Tonnen Müll im Ozean, davon drei Viertel Plastikabfälle (https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/meere/nutzung-belastungen/muell-im-meer).

Problem: (Mikro-)Plastik

Im Gegensatz zu natürlichen Stoffen zersetzt sich Plastik nicht, sondern fällt lediglich in immer kleinere Teile auseinander, sogenanntes Mikroplastik. Als Mikroplastik werden Plastikstücke bezeichnet, die kleiner als 5 mm sind. Primäres Mikroplastik sind beispielsweise Pellets, die zur Kunststoffproduktion genutzt werden, oder Granulate in Kosmetikprodukten wie Peelings oder Zahnpasta. Sekundäres Mikroplastik entsteht durch die physikalische, biologische und chemische Absetzung von größeren Plastikteilen, zum Beispiel durch das Waschen von Kleidung oder den Abrieb von Autoreifen. (https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/was-ist-mikroplastik)

Fälschlicherweise nehmen Lebewesen dieses Mikroplastik als Nahrung wahr, wodurch es in unsere Nahrungskette eingetragen wird und im Körper des Menschen landet. Auch über Kosmetik- und Körperpflegeprodukte nehmen wir Mikroplastik auf. Der Mensch schadet sich im Erhalt seiner Gesundheit selbst.

  • Schauen Sie doch mal auf die Etiketten Ihrer Kleidung: Bestehen diese aus Plastik? Sie erkennen es an Inhaltsstoffen wie Elasthan (Dorlastan, Lycra, Spandex), Polyacryl (Dolan, Dralon, Orlon), Polyamid (Antron, Dederon, Grilon, Nylon, Perlon, Polyamid, Tactel) oder Polyester (Diolen, Polarguard, Polartec, Thermolite, Trevira).
  • Prüfen Sie doch mal bei sich zu Hause im Bad und bei Reinigungsmitteln: Sind Inhaltsstoffe mit „Poly“ oder „Acryl“ enthalten? Darunter versteckt sich Mikroplastik.

Mikroplastik ist problematisch, da wir es fast nicht sehen können, es aber in Produkten enthalten ist oder sich von ihnen löst und in Klärwerken nicht aus dem Wasser gefiltert werden kann. Die Auswirkungen von Mikroplastik sind noch nicht komplett erforscht; es kann aber eine hormonelle, krebserregende und erbgutverändernde Wirkung haben. Selbst im Körper von Kleinkindern wurden bereits Plastikpartikel nachgewiesen. Deswegen heißt es für jede_n von uns: Mit Mut und Umsicht handeln! Und (Mikro-)Plastik reduzieren oder noch besser vermeiden.

Alternativen

Wählen Sie loses Obst und Gemüse anstelle von eingeschweißten Gurken oder in Plastik verpackten Äpfeln. Für den Transport können Sie wiederverwendbare Säckchen und Netze verwenden. Wenn Sie sich zusätzlich einen Baumwollbeutel in die Jacken- oder Handtasche stecken, können Sie komplett auf Plastiktüten verzichten, weil Sie den eigenen Beutel immer dabeihaben.

Bei jedem Waschen lösen sich Fasern aus Kleidungsstücken. Bei Kleidung aus künstlichen Stoffen gelangt Mikroplastik, das weder von der Waschmaschine noch vom Klärwerk herausgefiltert werden kann, in unseren Wasserkreislauf. Beim Kauf neuer Kleidung können Sie daher auf die Inhaltsstoffe achten. Damit wir aber nicht alle unseren Kleiderschrankinhalt ersetzen müssen, gibt es spezielle Waschbeutel. Geben Sie Ihre Kleidung einfach in diesen Waschbeutel und dann in die Waschmaschine. Nach mehreren Waschgängen sehen Sie, dass sich in den Ecken Fussel gesammelt haben – unter anderem Mikroplastik, das sonst im Wasser gelandet wäre. Die Fussel können Sie einfach über den Restmüll entsorgen (Es muss über den Restmüll entsorgt werden, weil es sich um Mischfasern handelt.).

In Badprodukten und Reinigungsmitteln versteckt sich Mikroplastik. Haben Sie schon mal überlegt, ob Sie tatsächlich für jeden Zweck ein eigenes Reinigungsmittel brauchen? Wissen Sie, wann Sie die Creme, das Haarmittel, das ganz hinten im Schrank steht, zuletzt genutzt haben? Wahrscheinlich sind viele Mittel überflüssig. Viel Schmutz lässt sich schon mit Spüli oder wie zu Großmutters Zeiten mit Hausmitteln, wie Essig, Zitronensäure und Natron, beseitigen. Mikroplastik-Peeling kann zum Beispiel durch selbstgemachtes aus Zucker, Salz oder Kaffeesatz ersetzt werden. Shampoo- und Seifenflaschen können durch festes Shampoo und Seife oder Naturkosmetikprodukte ausgetauscht werden. Zahnputztabletten sind eine Alternative zu Zahnpasta.

Es gibt viele Alternativen zu (Mikro-)Plastik, probieren Sie diese doch nach und nach aus. Die Umstellung fällt, wie beschrieben, anfangs vielleicht ein wenig schwer, wenn Sie dranbleiben, sind das Ergebnis und Ihr Erfolg aber umso motivierender. Auf in ein plastikfreieres und somit gesünderes Jahr 2021!