Hohe Anerkennung zollt der Seniorenrat Northeim den Alten- und Pflegeheimen in der Stadt Northeim, die es auf dem Höhepunkt der Corona-Krise bisher geschafft haben, das gefährliche Virus aus ihren Einrichtungen von Mitarbeitern und Bewohnern fernzuhalten.
Mit Unverständnis reagierte der Vorsitzende des Seniorenrates Northeim, Dr. Immo Lawaceck, auf die Tatsache, dass Pflegerinnen und Pfleger in den Seniorenheimen immer noch unzureichend mit Schutzanzügen und medizinischen Schutzmasken versehen sind. Umso dankbarer müsse die Gesellschaft sein, dass das Personal in den Heimen ihre Arbeit auch unter erschwerten Bedingungen professionell ausübe.
Robert Wehr, der Einrichtungsleiter des Altenheims der Inneren Mission in Northeim, wies darauf hin, dass es in seiner Einrichtung nicht nur ein vollständiges Besuchsverbot für Angehörige der Bewohner gebe, sondern dass auch keine persönlichen Gegenstände für die Bewohner entgegengenommen würden. Wenn Angehörige etwas abzugeben hätten, das gehe das nur über den Postweg. Wehr wartet händeringend auf weitere Lieferungen von Schutzkleidung. Das Personal behelfe sich bereits mit selbstgenähten Mund- und Nasenmasken. Dankbar ist er dem Katastrophenschutz, der seinem Haus medizinische Masken zur Verfügung gestellt habe. „Wir haben jetzt 200 Masken für 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege. Und wenn wir nur einen Infizierten in unser Haus bekommen sollten, dann reicht das gerade einmal für zwei oder drei Tage“. Aber noch ist es nicht soweit und Robert Wehr und seine Mitstreiter tun alles menschenmögliche, um dem Virus den Zutritt zu verweigern.
„Keine Krisensituation. Alles ruhig und stabil“: So beschreibt Heinz Ameely-Geffers, der Leiter der Northeimer Seniorenresidenz Stiemerling, die gegenwärtige Situation in seinem Alten- und Pflegeheim. Auch er wünscht sich mehr Schutzausrüstung für den Fall einer Infektion, sieht sich aber gerüstet für den Ernstfall. In der Seniorenresidenz tragen alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie selbstverständlich das Personal Masken. Ameely-Geffers freut sich darüber, dass er so viele Maskenspenden erhält. Die Heimbewohner, die angehalten sind, ihre Zimmer nicht verlassen, reagieren nach den Worten des Heimleiters unterschiedlich auf die getroffenen Schutzmaßnahmen. Die meisten sehen die Notwendigkeit ein, andere reagieren mit Unverständnis, müssten sich aber fügen.
„Alles im grünen Bereich“: So schildert Lydia Weighardt, Gesellschafterin des Senioren- und Pflegeheims Weighardt GbR, die gegenwärtige Situation in Zeiten der Corona-Krise in ihrer Einrichtung. Sie stehe in ständigem Kontakt mit den zuständigen Behörden, müsse aber auf dringend benötigte und bestellte Schutzkleidung warten. Was vor allem fehlt, sind Schutzmasken. Eine Mitarbeiterin habe begonnen, selbst Masken zu nähen. Das totale Besuchsverbot von Angehörigen habe sich bisher bewährt, erklärte Lydia Weighardt, die hofft, dass das Corona-Virus ihr Haus auch weiterhin verschont, auch wenn noch niemand der Bewohner und des Personals getestet worden sei.
Der Vorsitzende des Seniorenrates Northeim befürchtet, dass es zu einem Auseinanderbrechen der Solidarität in der Gesellschaft kommt, wenn die Allgemeine Kontaktsperre noch lange nach Ostern aufrechterhalten wird. Dr. Lawaczeck weist auf die bereits vereinzelt vertretene Auffassung hin: „Ich bin jung und gesund und habe ein gutes Immunsystem. Warum gelten all die Einschränkungen für mich, wenn es doch nur um eine Risikogruppe geht“. Vorsitzender Dr. Lawaczeck hält dagegen: „Die Vorstellung, das Leben älterer Menschen mehr als bisher zu riskieren, um den Ruin der Wirtschaft zu verhindern, können wir nicht akzeptieren“.