Das Gedenken mit Bürgermeister Simon Hartmann und Vertretenden der Kirchengemeinden Northeims fand ab 18 Uhr vor der Alten Wache auf dem Marktplatz in Northeim statt. Hier sind einige Fotos der Veranstaltung sowie das Friedensgebet auf ukrainisch und deutsch anzuschauen.
Bürgermeister Simon Hartmann sprach dabei folgende Worte:
Verehrte Anwesende,
auch ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie dem Aufruf des ökumenischen Arbeitskreises und der Stadt Northeim gefolgt sind und heute Abend hier auf dem Marktplatz mit einer Kerze in der Hand stehen, um für Frieden zu beten.
Heute vor einem Jahr begann der russische Präsident Vladimir Putin seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine. Und alle, die uns heute hier versammelt haben, werden nie vergessen wie es war, als war aufwachten und die Nachrichten-Updates auf unserem Handy zu lesen waren. Putin hat die Ukraine angegriffen. Unfassbar. Gerade wir, die den sog. Kalten Krieg nur noch in seinen letzten Jahren erlebt haben, kamen sich vor, als seien sie in einer unwirklichen Welt aufgewacht.
Bis heute hat dieser Krieg nicht nur furchtbare Folgen für die Ukrainerinnen und Ukrainer, sondern wirkt sich unmittelbar auch auf Deutschland und auf Niedersachsen massiv aus.
Seit dem 24.02.2022 sind mehr als 110.000 Menschen aus ihrer ukrainischen Heimat nach Niedersachsen geflohen. In unserer Stadt Northeim haben 600 Menschen aus der Ukraine Zuflucht gefunden. In einer Gemeinschaftseinrichtung des Landkreises aber auch durch die Unterstützung zahlreicher Privatpersonen, die Wohnraum zur Verfügung gestellt haben und dies weiter tun. Für diese solidarische Unterstützung danke ich Ihnen herzlich.
Der Krieg gegen die Ukraine ist auch ein Angriff auf unsere Werte.
Daher ist es wichtig, dass wir gemeinsam unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zeigen. Wir sind voller Wut und Trauer über das schlimme Leid, die Toten, die Verwundeten, die Kinder, die in Krieg und Unsicherheit aufwachsen müssen. Die furchtbaren Gräueltaten in Butcha und anderen Städten haben sich in unser Gedächtnis eingebrannt und werden sich nie wieder auslöschen lassen.
Es ist wichtig, dass Deutschland auch militärisch hilft. Ich stehe hinter dem Kurs der Bundesregierung, der Europäischen Union, der NATO und den USA. Aber natürlich müssen Politik und Gesellschaft die Sorgen der Menschen vor einer Eskalation des Krieges ernstnehmen. Wir müssen darüber reden, wir müssen abwägen, aber wir müssen am Ende klar und deutlich zeigen: Wir stehen zusammen und wir lassen uns von einem Macht besessenen Präsidenten im Kreml nicht einschüchtern.
Neben der militärischen Hilfe muss es natürlich immer auch einen Weg für die Diplomatie geben. Aber nicht um den Preis, die Souveranität oder das Staatsgebiet der Ukraine in Frage zu stellen. Ich bin davon überzeugt, dass die Bundesregierung die richtigen Weichen stellen wird und diese Zeitenwende sicher, überlegt und engagiert gestalten wird.
Verehrte Anwesende,
unsere Unterstützung für die Menschen in der Ukraine und aus der Ukraine lässt nicht nach. Wir haben als Stadt einen weiteren Spendenaufruf gestartet. Ganz konkret wollen wir das zentrale Krankenhaus, das Kinderkrankenhaus sowie das Waisenhaus in der Stadt Nadwirna unterstützen. Es wird medizinisches Material benötigt, natürlich weiterhin Stromerzeuger und Bekleidung für die Soldaten, die im Krankenhaus liegen. Genauere Informationen können Sie auf der Internetseite der Stadt Northeim nachlesen.
Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre weitere Unterstützung.
Unser Herz ist weit für die Menschen, die in Northeim Zuflucht gefunden haben. Sollten sich die Geflüchteten entscheiden, hier in Northeim zu bleiben, begrüßen wir sie weiter mit offenen Armen. Eine große Jobbörse in unserer Stadthalle, die vom Jobcenter und dem Land Niedersachsen organisiert wurde, hat mich sehr bewegt. Mit 60 Teilnehmenden hat man gerechnet, über 400 sind gekommen. Ministerpräsident Stephan Weil, der in den letzten Wochen mehrfach in Northeim war, hat anlässlich einer Pressekonferenz gesagt, dass die Pilotbörse in Northeim so erfolgreich gewesen sei, dass man diese jetzt in ganz Niedersachsen durchführen wollen.
Das, finde ich, ist ein Mut machendes Zeichen.
Liebe Anwesende,
- Wir sind weiter solidarisch mit den Menschen in der Ukraine.
- Wir stehen hinter den Menschen, die für ein Ende des Krieges auf die Straße gehen und die ihre Verhaftung und Verurteilung in Kauf nehmen.
- Wir helfen den Menschen, die zu uns kommen.
- Wir verpflichten uns gegenüber den künftigen Generationen für Frieden, Solidarität, Zusammenhalt in ganz Europa eintreten und unsere Grundwerte verteidigen.
- Wir werden nicht nachlassen in unserem Handeln für eine freie, gerechte und demokratische Welt.
In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihr Erscheinen.